Der Wahl-Manager im Familienunternehmen

Stefan U. kommt ins Coaching - in drei Monaten wird er als externer Geschäftsführer in ein Familienunternehmen in der Dienstleistungsbranche wechseln. Der Gründer des Unternehmens hat ihn abgeworben, dessen Sohn ist dort auch seit kurzem tätig.

Fremd-Manager, seit einiger Zeit auch Wahl-Manager genannt, haben es traditionell schwer, sich in der Komplexität der Familien- und Unternehmensdynamik zurechtzufinden. Umso wichtiger ist es, sich in der ersten Phase der Verantwortungsübergabe coachen zu lassen, um Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Persistenz (Ausdauerfähigkeit) in der persönlichen Entwicklung aufzubauen.

Stefan U. arbeitet in den Phasen seines Coaching mit den Elementen der Selbstwahrnehmung, der Selbstreflexion, der Selbstführung und der Selbstwirksamkeit. Wie alle meine Klient*innen vor ihm füllt er am Ende seines Entwicklungsprozesses einen Fragebogen aus. Bei den tatsächlichen Gewinnen aus seinem Coaching vermerkt er:

  • Offene Kommunikation mit liebsten Menschen hat die Last enorm reduziert.
  • Das aktive Fragen nach Hilfe und das Delegieren von Aufgaben erleichtert mich sehr. 
  • Meine Entscheidung des Jobwechsels fühlt sich gut und richtig an, ich habe einen guten Fahrplan für die Bewältigung neuer Herausforderungen.

Wir sprechen über die Kommunikation von Vater und Sohn im unternehmerischen Alltag und seine Rolle dabei. Die Versuchung ist groß, sich auf eine Seite zu schlagen und damit Opfer der Spaltung zu werden, die dann zwangsläufig eintreten würde. Hier reflektiert Stefan U. und entscheidet sich für den Platz des Team-Players und Visionärs (Unternehmensdynamik), abseits einer Einmischung und Wertung der Vater-Sohn-Kommunikation (Familiendynamik). Er entwickelt einen Werte-Sprung, identifiziert Prioritäten und Verantwortlichkeiten.

Besonders "das Unternehmerische in mir" verbindet ihn mit dem Familienunternehmen. Sein situatives Führungsverhalten markiert er mit non-direktiver Führung, Kooperation, Benennung von Eskalationsstufen und Transformation als Next Gen. Er holt sich Feedback vom Unternehmensgründer, verarbeitet seine persönliche Betroffenheit bei dieser Kritik und merkt, dass nicht alles verhandelbar ist. Er akzeptiert das Wertesystem der Gründergeneration und weiß, dass seine Zeit gemeinsam mit dem Sohn-Geschäftsführer noch kommen wird.

Woran merkt er, dass er sich während der Zeit im Coaching verändert hat? Die Antworten sind eindeutig:

  • Ich beziehe meine Vertrauten stärker in meine Gedanken und Herausforderungen ein.
  • Ich habe keinen Burnout bekommen.
  • Ich achte mehr auf mich und nehme mir aktiv mehr Zeit für schöne Dinge.

Stefan U. hat durch seine Reflexion von Alltagssituationen im Unternehmen erfahren, wie wertvoll die Selbstbeobachtung ("Ich bin ein totaler Beziehungsmensch") und die Beobachtung von Dynamiken im Familienunternehmen sind. Er vertraut der gemeinsamen Führung, fordert Unterstützung ein und versteht die komplexen, systemischen Prozesse:

"Ich gebe mir die Erlaubnis, nicht alles mit mir selbst ausmachen zu müssen und weiß, dass andere mir gerne helfen, wenn ich sie mit einbeziehe."